Arbeitsweise / Working method
Gewebte Zeit / Woven time
Seit über 20 Jahren stellt die traditionelle Handweberei ein wichtiges Hauptarbeitsfeld in meinem künstlerischen Schaffen dar, in das ich gern viel Zeit hineinfließen lasse.
For more than 20 years, traditional hand weaving has been an important part of my artistic work, into which I like to invest a lot of time.
Der Anfang / The Beginning
Der auslösende Moment, mich für dieses Handwerk zu begeistern, geschah während meines Kunststudiums in Halle an der Saale. Durch Zufall geriet ich in einen Vortrag über japanische Weberei, der mich ungemein faszinierte und meine damalige künstlerische Sinnkrise schlagartig beendete.
The moment that sparked my enthusiasm for this craft happened while I was studying art in Halle an der Saale. By chance, I came across a lecture on Japanese weaving, which fascinated me immensely and abruptly ended my artistic crisis of meaning at the time.
Das Material / The Material
Ich benutze nur Leinengarn. Die Kühle, die es ausstrahlt, fasziniert mich. Schon die Ägypter vor 5000 Jahren nannten es seiner Schönheit wegen „Gewebtes Mondlicht“.
I only use linen yarn. I am fascinated by the coolness it radiates. Even the Egyptians 5000 years ago called it “Woven Moonlight” because of its beauty.
Das Färben und Spulen / Dyeing and bobbin winding
Mitunter färbe ich das Garn selbst. Ich muss den Faden schon im Voraus denken, damit er beim Weben genau das tut, was ich ihm vorgebe. Nach dem Färben spule ich das Garn selbst: Kettspulen für das Schären der Webkette und Schussspulen für den eigentlichen Webvorgang.
Sometimes I dye the yarn myself. I have to think about the yarn in advance so that it does exactly what I tell it to do when weaving. After dyeing, I wind the yarn myself: Warp bobbins for warping the warp and weft bobbins for the actual weaving process.
Das Weben / The weaving
Letztendlich nach dem Schären, Bäumen und Einziehen des Garnes in den Webstuhl beginnt mein Rhythmus des Webens. Stück für Stück und alles von Hand.
Finally, after warping, beaming and drawing the yarn into the loom, my rhythm of weaving begins. Piece by piece and all by hand.
Das Bemalen der Kette / Painting the chain
Gern bemale ich die Kette im Webstuhl mit Pinsel und verschieden Stoffmalfarben oder auch Tuschen.
I like to paint the warp in the loom with a brush and various fabric paints or inks.
Das Drucken und Malen / Printing and painting
Oft bedrucke ich meine Leinwände in der ursprünglichen Form des heutigen industriellen Siebdrucks, der Serigrafie oder ich verwende die einfachste und älteste Druckmethode überhaupt – den Schablonendruck.
Den dabei entstandenen Formen lasse ich Zeit. Ich warte, bis sich die Figuren aus der gewebten Fläche herauslösen, um von mir dann ganz im malerischen Sinne festgehalten zu werden. Dazu benutze ich Pinsel und verschiedene Farben, auch Ölkreiden und Tuschen. Die farbige, strukturierte Oberfläche des Stoffes bleibt an vielen Stellen sichtbar und bildet eine wundersame Einheit mit Druck und Malerei.
I often print my canvases in the original form of today’s industrial screen printing, serigraphy, or I use the simplest and oldest printing method of all – stencil printing.
I give the resulting forms time. I wait until the figures detach themselves from the woven surface so that I can then capture them in the painterly sense. I use brushes and various colors, including oil pastels and inks. The colored, textured surface of the fabric remains visible in many places and forms a wondrous unity with the print and painting.
Tradition / Tradition
Ich knüpfe mit meiner Arbeit direkt an die 500 jährige Textiltradition meiner Heimatstadt Sebnitz an, in der im Jahre 1509 die Gründung einer Leineweberinnung mit 51 Meistern und 569 in Betrieb stehenden Webstühlen erfolgte. 1864 eröffnete Carl August Hesse die erste Maschinenweberei der Stadt, der bald weitere folgten. Der Aufschwung der maschinellen Weberei führte zum Absterben der Handweberei in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. 1990 stellten auch die großen Webereien endgültig ihre Produktion ein. Alle Webstühle wurden entsorgt.
My work is a direct link to the 500-year textile tradition of my home town of Sebnitz, where a linen weaving guild was founded in 1509 with 51 master weavers and 569 looms in operation. In 1864, Carl August Hesse opened the town’s first machine weaving mill, which was soon followed by others. The rise of machine weaving led to the demise of hand weaving in the 1930s. In 1990, the large weaving mills finally ceased production. All the looms were disposed of.
Die Zukunft / The future
Nach meinem Kunststudium zurück in Sebnitz ließ ich mir im Jahre 2006 nach historischem Vorbild einen großen Kontermarschwebstuhl bauen. So konnte ich die in Halle/Saale begonnene Arbeitsweise fortsetzen, aber auch die Tradition meiner Heimatstadt wieder aufleben lassen.
After my art studies back in Sebnitz, I had a large counter-marching chair built in 2006 based on a historical model. This allowed me to continue the way of working I had started in Halle/Saale, but also to revive the tradition of my home town.